Meine Mexiko-Reise
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Ein riesengroßer Wunsch ist in Erfüllung gegangen!

Am 14.09.2005, dem Vorabend unserer mehr oder weniger geplanten Reise nach Mexiko, überprüften wir ein letztes Mal unser Gepäck. Natürlich hatte keiner von uns beiden richtig schlafen können, da wir etwas aufgeregt waren und ja schon um 3.30 Uhr, also mitten in der Nacht, wieder aufstehen mußten, um pünktlich am Flughafen anzukommen.

Als wir vor dem Abflug durch die Kontrollen gelotst wurden, fand man in meinem Handgepäck ein nicht identifizierbares Objekt, woraufhin ich alles ausräumen mußte - bis sich herausstellte, daß es sich um mehrere Müsliriegel handelte, die ich dann behalten und wieder einräumen durfte.

Während des Fluges erreichten wir eine Höhe von ca. 12192 m und eine Geschwindigkeit von ca. 916 km/h. Aufgrund der Klimaanlage war es sehr kalt im Flugzeuginneren (trotz meiner zwei Pullover und drei Decken), aber als ich mitbekam, daß die Außentemperatur teilweise bis zu -59 C° betrug, war ich doch wieder etwas beruhigt. Vor der karibischen Küste gab es einige leichte Turbulenzen, was aber in diesem Gebiet nicht außergewöhnlich ist.

Um ca. 13.30 Uhr landeten wir endlich in Cancún, allerdings mußte man ab jetzt 7 Stunden dazurechnen.

Wir hatten uns für die ersten 1-2 Tage ein Hotel direkt in Cancún ausgesucht. Nun mußten wir überlegen wie wir am besten dorthin kamen. Im gleichen Moment kam der Fahrer eines Collectivo (Kleinbus) angerannt, um uns die Fahrt in die Stadt anzubieten.
Leider machten wir einen Preis aus, ohne uns die Währung dazu angeben zu lassen. Wir gingen natürlich von Pesos aus. Wir waren ziemlich übermüdet und freuten uns darauf, erstmal im Hotel auszuruhen. Am Ziel angekommen war die Überraschung groß, als mexikanische Pesos plötzlich US-Dollar sein sollten und verlief nicht ohne lautstarken Streit mit dem Fahrer. Tja, so etwas passierte höchstens einmal.

Das Hotelzimmer war nett ausgestattet und hatte den Blick auf einen kleinen Pool. Am zweiten Tag machten wir uns zu Fuß auf den Weg, um die Stadt Cancún etwas zu erkunden. Zunächst liefen wir zum Busbahnhof, denn von dort aus sollte es morgen weitergehen. Als wir dort etwas zu trinken holten, erklärte uns der Kassierer die einzelnen Peso-Scheine und -Münzen.

Wir sahen eine Art Prozession auf der Straße mit Trommlern, Trompetern und Flötenspielern. Überall waren sämtliche Läden, Geschäfte und Cafés mit Girlanden und Luftballons in den Nationalfarben (grün-weiß-rot) geschmückt. Auch Mc Donalds, in dem wir während unserer Stadtwanderung eine Pause machten und etwas aßen war grün-weiß-rot geschmückt, und überall waren sehr, sehr viele Kinder. Ja, natürlich - heute, am 16.09. war ja Unabhängigkeitstag.

Dann wollten wir endlich an einen Strand. Es war sehr heiß und wir waren schon ziemlich viel gelaufen. Wir fragten einen netten Rollschuhfahrer auf Englisch wo es denn zum Strand ginge. Er zeigte uns den Weg und wir liefen los. Eine nicht enden wollende Straße... an deren Wegesrand wir übrigens zum ersten Mal eine Art kleinen Leguan entdeckten. Auf einmal hielt neben uns ein Wagen - der Rollschuhfahrer von vorhin - und bot uns an, uns bis zum Strand mitzunehmen. Wir nahmen dankbar an und fuhren am Playa Linda und Playa Langosta vorbei, wo er uns dann rausließ und eine schöne Zeit wünschte.

Endlich!.. Wasser... das Karibische Meer - es war ein öffentlicher Strand und wir badeten eine ganze Weile in dem herrlich lauwarmen Wasser.

Abends tranken wir dann Kaffee und Bier im Hotel und aßen eine Molcajete de queso mit Kaktus u.v.m. dazu - alles schmeckte sehr lecker!

Am nächsten Tag fuhren wir gegen 10.15 Uhr mit einem Bus nach Tulum. Um ca. 14.20 Uhr kamen wir dort an und fanden ein einfaches Zimmer mit Haustier (Salamander). Das kleine Hotel war ziemlich in der Nähe der Ruinen von Tulum.

Auf dem Fußweg dorthin sahen wir den Tanz der fliegenden Männer, ein 1400 Jahre altes Ritual der Voladores. 5 Männer kletterten auf einen bis zu 25 m hohen Baumpfahl, der Flötenspieler auf eine kleine drehbare Plattform, über die Seile liefen, welche sich die anderen vier Männer (die Tocotines) um die Fußknöchel gewunden hatten. Der „Corporal“ saß auf der Plattform und spielte gleichzeitig Flöte und Trommel, wobei er sich in alle vier Himmelsrichtungen verbeugte. Die Tocotines nahmen auf einem Holzrahmen Platz, schlangen sich das Seil zusätzlich um die Hüften und ließen sich kopfüber mit ausgestreckten Armen in die Tiefe fallen, während der Corporal die Hüften schwang, um den Holzrahmen zum Kreisen zu bringen. Die Seile wickelten sich dabei von der Achse des Baumstammes und die Männer drehten sich genau dreizehn Mal in immer größer werdenden spiralförmigen Runden zu Boden. Dies hatte eine symbolische Bedeutung: die vier Tocotines und die dreizehn Umdrehungen ergaben, wenn man sie multiplizierte, die magische Zahl (bei Mayas und Totonaken) zweiundfünfzig, das war die Anzahl der Jahre eines präkolumbischen Zeitalters. Es wurde einst nur an bestimmten Festtagen zu Ehren der Fruchtbarkeits- und Frühlingsgötter durchgeführt. Der Flötenspieler stellte dabei die Sonne dar, die anderen vier die Elemente Erde, Feuer, Wasser und Luft. Je nach Region gab es versch. Formen des Rituals, selbst in Nicaragua und Guatemala.

Nach dem ungefähr zehnminütigen Schauspiel liefen wir weiter in Richtung Ruinen, wobei 2 größere Leguane in aller Ruhe unseren Weg kreuzten. Ich hatte mich jetzt schon in diese niedlichen Tiere verliebt, welche uns übrigens durch ganz Mexiko begleiten sollten.

Um das Gelände der Ruinen zu betreten, mußte wir noch eine recht steile Treppe hoch- und durch eine Art Steintor laufen. Und was sahen wir als erstes auf einem Mauervorsprung? Einen Leguan! Wir liefen von einer Ruine zur anderen, studierten die auf Spanisch und Englisch geschriebenen Tafeln davor. Dann kamen wir in ein Gelände, in dem es aussah wie im Paradies! Saftig grüne Pflanzen zwischen Steinen und Sand und wunderschöne duftende Blüten! Und zwischendurch immer wieder Leguane...
Ein Stück weiter hatten wir eine beeindruckende Aussicht auf die Küste vor Tulum. Wir liefen wieder ein paar Treppen hinunter und waren direkt am Strand. Leider sind wir nicht mehr zum Baden gekommen, da uns ein Wärter verständlich machte, daß die Anlage bald schließen würde. Daher erkundeten wir noch den restlichen Teil der Tulum-Ruinen und machten eine Menge Fotos.

Das Abendessen nahmen wir in der Nähe unseres Minihotels ein. Wir bestellten beide eine Pizza... was wir bekamen sah weder wie eine Pizza aus noch schmeckte es danach. Aber im großen und ganzen war „es“ recht gut und der Hunger war gestillt. Nur gab es unwahrscheinlich viele Moskitos oder ähnliche Tierchen, die immerzu um uns herumschwirrten, so daß wir entschieden, uns lieber noch in den Garten unserer kleinen „Pension“ zu setzen und den Grillen im Vollmond zuzuhören.

Der nächste Tag sollte uns zu den Tortugas (Schildkröten) führen. Wir fragten an einem Kiosk nach dem Weg und verstanden irgendetwas mit 3 km. Na ja, dachte ich, diese kurze Strecke könnte ich auch mit meinen Flipflops zurücklegen, die ich gerade anhatte. Es stellte sich heraus, daß die 3 km eher 13 km oder sogar noch mehr betrugen und ich letztendlich ohne Schuhe und mit ziemlich demolierten Füßen auf der heißen Straße laufen mußte.
Wie erleichtert waren wir, als wir endlich zu den Cabañas (Strandhütten) kamen. Wir rannten quer durch eine, von Palmen fast zugewachsene Anlage und kamen an einen wunderschönen menschenleeren Strand mit ganz feinem weißen Sand, wo wir gleich mit Klamotten in die Wellen sprangen und uns abkühlten. Immer noch keine Schildkröten weit und breit. Wir machten ein paar Fotos von den großen Wellen, aber gerade, als ich das letzte Bild im Wasser machen wollte, schwappte eine Welle über mich und meinen Fotoapparat. Wenigstens hatten wir noch eine Digi, die funktionierte. Als wir aus dem Wasser kamen standen auf einmal zwei Hunde vor uns und sahen uns fragend an. Wir beachteten sie nicht weiter, aber ab diesem Zeitpunkt begleiteten sie uns auf Schritt und Tritt.
Der Himmel sah seit einiger Zeit so aus, als käme ein riesiges Unwetter auf uns zu. Plötzlich fing es heftig zu donnern und zu blitzen an und wir dachten automatisch an diesen Hurricane, der vor ein paar Jahren hier wütete. Es stürmte und regnete, im Wasser war es jetzt wärmer als draußen. Dann war nur noch ein Hund da und ließ uns nicht mehr aus den Augen. Irgendwann verkroch er sich aufgrund des Wetters bei einigen Strandhütten und wir hängten ihn endlich ab. Das Wetter beruhigte sich nun etwas und es regnete auch nicht mehr so stark. Wir liefen immer weiter am Strand entlang und entdeckten vier Pelikane auf einem Felsen, die wir versuchten aufzunehmen, obwohl sie sehr weit weg waren - aber immer noch keine einzige Schildkröte...

Ein paar Kilometer weiter kamen wir zu einem hübschen kleinen Strandrestaurant, in dem wir ein sehr gutes Essen hatten und Margarita tranken. Nachdem wir uns gestärkt hatten, liefen wir noch ein Stück, aber dann nahmen wir doch ein Taxi, um den Rest der Strecke zurückzufahren. Gleich bei der ersten Kurve rammte ein anderer Fahrer den Spiegel unseres Taxis, doch unser Fahrer war ganz cool und fuhr gelassen weiter.

Zurück im Minihotel tranken wir noch einen Kaffee und beobachteten einen winzig kleinen Frosch in seltsam aufrechter Haltung, den aber nur ich sah...

Am nächsten Tag, den 19.09., brachen wir mit dem Bus nach Valladolid auf und fuhren ca. 2,5 Stunden. Am Ortseingang sahen wir sehr viele arme Menschen zwischen halboffenen Häusern und herumstreunenden Tieren - wie überall in den Ortsrandlagen.

Wir hatten wieder Glück und fanden ein ganz ordentliches Zimmer. Bei so einer Reise quer durch das Land war man auch nicht immer so anspruchsvoll. Oft war man froh, wenn man vor Einbruch der Dunkelheit noch etwas fand. Dafür hatte man die Freiheit so zu planen wie man mochte.

Unsere Rucksacktrolleys ließen wir im Hotelzimmer und gingen ein bißchen durch die Stadt. Beim Zócalo kamen wir an der schönen Kathedrale San Gervasio vorbei, deren erster Bau (1570) im Krieg der Maya gegen die spanischen Eroberer 1702 gewaltsam entweiht, daraufhin zerstört und neu aufgebaut wurde. Das Hauptportal des Neubaus zeigte als Zeichen ihrer Bestrafung nach Norden anstatt nach Westen.

Als wir danach in einem Straßencafé saßen, unter den Arkaden der Gebäude, die den Zócalo umgaben, gingen wieder heftige Wolkenbrüche los und auf der Straße entstanden regelrecht größere Teiche. Anfangs wunderten wir uns noch über die unwahrscheinlich hohen Randsteine, die sich nun aber als sehr praktisch erwiesen. Auf einmal standen zwei kleinere Mädchen an unserem Tisch und beobachteten uns. Vermutlich wollten sie betteln, aber nach einer Weile sind sie wieder verschwunden. Uns fiel auf, daß es bisher gar nicht so schlimm war mit der Bettelei wie wir schon gehört hatten.

Das Wetter besserte sich schnell wieder und wir traten den „Heimweg“ an, auf welchem wir an einer halboffenen Restaurant- und Geschäftshalle mit Souvenir- und Eßständen vorbeikamen, die durch einen Aufseher in schwarz-weißer Montur, ausgerüstet mit Schlagstock und Telefon, beaufsichtigt wurde.
In der nächsten Straße sahen wir eine Prozession, vermutlich zum 60. Jahrestag einer staatl. Schule - am Rand wurden Lebensmittel und Blumen verkauft.

Im Hotel fragten wir nach dem Weg unseres nächsten Ausflugsziels. Die Belegschaft sprach aber nur Spanisch und empfahl uns daher Pedro, einen Fahrradverleiher in der selben Straße. Er erwies sich als netter und guter Informant, sprach ein wenig Englisch, und wir erfuhren von ihm wo und wann wir am nächsten Tag starten konnten.
Langsam waren die meisten unserer Klamotten „aufgebraucht“ und daher wuschen wir einige aus und hängten sie direkt in unserem Zimmer auf eine Wäscheleine, stellten den Ventilator an und am anderen Morgen war fast alles trocken.
 
Um 10.30 Uhr liefen wir zu einem Collectivo, das uns in die Nähe der zwei Cenotes Dzitnup und Samula brachte. Ungefähr 2 km mußten wir noch durch einen Wald laufen, um direkt dorthinzugelangen.
Cenote bedeutete „heilige Quelle“ und stammte von dem Mayawort „ts'onot“ ab. Cenotes waren schachtartige Kalksteinlöcher, die in Karstgebieten durch den Einsturz einer Höhle entstanden und mit Süßwasser gefüllt worden waren: Dabei löste sich das Kalkgestein auf, woraus sich Höhlen und unterirdische Wasserläufe bildeten. Wenn die Decke einer solchen Höhle aufbrach, entstand eine Tagöffnung, die bis zum Grundwasser reichen und sich mit Regenwasser füllen konnte. Auf der Halbinsel Yucatán gab es mehr als 3000 Cenotes, die im Durchschnitt etwa 20 m, vereinzelt auch über 100 m tief waren. Viele dieser Cenotes bildeten das vermutlich größte zusammenhängende Höhlensystem der Erde, welches unter dem Boden der Halbinsel eine Gesamtlänge von 133 km betrug - die Gesamtlänge aller Systeme war jedoch wesentlich größer. Man ging davon aus, daß ungefähr 50% dieser Höhlen erforscht waren. Die Maya betrachteten sie als Eingänge zur Unterwelt, nutzten sie als Brunnen, aber auch als religiöse Opferstätten. Während der Regenzeit floß das Wasser in die unterirdischen Höhlen, wobei sich das Süßwasser auf dem Salzwasser ablagerte, ohne sich zu vermischen. Durch den Einschlag des Chicxulub-Meteoriten bildete sich im Nordwesten von Yucatán ein halbkreisförmiger Ring von Cenotes, ein längst verschütteter Kraterrand. Diese „Monstercenotes“ konnten mehr als 150 m tief sein.
In den Cenotes sah es aus wie in einer Tropfsteinhöhle, das Wasser war warm und glitzerte in fantastischen Türkis- und Blautönen durch die Sonnenstrahlen, die vereinzelt von oben hereinschienen. Man konnte baden, schnorcheln und tauchen. Die meterlangen Luftwurzeln eines Amata-Baumes hingen teilweise von der oberen Öffnung bis auf das Wasser herunter.

Am 21.09. sind wir bereits um 5.00 Uhr aufgestanden und gegen 7.15 Uhr mit dem Bus nach Chichén Itzá gefahren (Chichén Itzá bedeutet soviel wie "nahe beim Brunnen der Itza"). Wir bekamen um 8.30 Uhr in einer Unterkunft das Zimmer mit der Nr. 24, welche aber als einzige nicht angebracht war. Außer einer schönen großen Spinne auf der kleinen Terrasse gab es keine Haustiere in unserem Zimmer. Bis zur Pyramide des Kukulcán (Bezeichnung der Maya für Quetzalcóatl = gefiederte Schlange, Gott der Tolteken), auch El Castillo genannt, war es nicht mehr weit - wir konnten mit einem Linienbus dorthin gelangen.

Die Pyramide war 24 m hoch, hatte einen quadratischen Grundriss mit 55 m Seitenlänge und wurde bereits um 800 im reinen Maya-Stil erbaut. El Castillo barg aber nicht nur einen älteren, vollständig überbauten Tempel im Inneren, sondern steckte auch voller Symbolik: Die 9 Terrassen symbolisierten die 9 Unterwelten der Maya, die umlaufenden 52 Reliefplatten standen für den 52jährigen Kalenderzyklus und die 4 Treppen mit je 91 Stufen führten zur obersten Plattform hinauf und ergaben zusammen die Zahl 365 (Tage). Die Treppen waren am Fuß der Pyramide mit dem Kopf der gefiederten Schlange Quetzalcóatl (Kukulcán) verziert. Im Inneren der Pyramide fand man einen herrlichen Jaguar aus Stein, der in rot bemalter Form und Augen aus Jade als Sitz gestaltet war und einst als Thron eines Hohepriesters gedient haben könnte.
Eine andere Besonderheit der Bauweise lag darin, dass die Pyramide von einer Seite aus als akustischer Verstärker wirkte: Innen gab es einen Raum mit 3 Ausgängen, der von der äußeren Pyramidenwand umgeben war. Stand man vor dieser Seite, wurde der Schall viele hundert Meter weit zurückgeworfen und verstärkt. Ein Händeklatschen hörte sich dabei an wie ein Pistolenschuss. Es wurde vermutet, dass die Priester auf diese Art und Weise aus dem Inneren der Pyramide über weite Distanzen sprechen konnten, was den Menschen wie göttliches Wirken erschienen sein mußte.

Chichén Itzá wurde um zwei Cenotes - Cenote de Xtoloc und Cenote Sagrada (auch Cenote de los Sacrificios) - herumgebaut.
An der Nordseite des Castillo führte ein ziemlich gerader Weg von etwa 400 m (der zu beiden Seiten von vielen Händlern, die versch. schöne Souvenirs anboten), direkt zu einer der Cenotes, zur Cenote Sagrada, dem „heiligen“ Opferbrunnen mit ca. 56 m Durchmesser und ca. 50 m Tiefe. Auf seinem Grund fand man große Mengen von Gegenständen wie Schmuckstücke, Jade, Gold und versch. Keramiken - außerdem über fünfzig männl. Kinderskelette der Geopferten...
 
Weiterhin besichtigten wir die Plattform der Venus, welche eine ebenso architektonische Meisterleistung war. Sie befand sich neben der großen Pyramide, die Treppen der Plattform wurden von einem Schlangenkopf flankiert, der Quetzalcóatl - Kukulcán - als Morgenstern darstellte.

Der Templo de los Guerreros (Kriegertempel), der von der Grupo de las Mil Columnas (Halle der 1000 Säulen) umgeben war, wurde im maya-toltekischen Stil erbaut. Auf der obersten Plattform war der Gott Chac Mol (welcher allerdings nichts mit dem Regengott Chaac zu tun hatte, er war anscheinend der Diener des Regengottes) in halb liegender Haltung zu sehen. Die unteren Wände und einige Säulen waren mit Maskenreliefs geschmückt, welche Krieger und Adler darstellten. Neben der Säulengruppe lag das Baño de Vapor (Dampfbad).

Die mit langnasigen rüsselähnl. Göttermasken bedeckte Iglesia (Kirche) wurde dem Regengott Chaac gewidmet. Sie besaß nur eine Tür und die Fassade war vollständig mit Abbildungen von Tieren und Göttern ausgeschmückt. Vermutlich war die Iglesia eine Grabanlage.

Direkt daneben lag der Caracol - Schneckenturm (Bezeichnung aufgrund seiner inneren Wendeltreppe). Er stellte ein Observatorium dar, welches so ausgerichtet war, daß man die Venus, den Sonnenuntergang und den astronomischen Süden sehen konnte.

Ganz interessant fanden wir auch den Juego de Pelota (Ballspielplatz), der größte der 520 Ballspielplätze auf Yucatán. Das Spielfeld betrug 168 x 38 m und wurde von 8 m hohen Mauern flankiert.
In der Höhe von 6,50 Metern war an jeder Seite ein schlangenverzierter Ring befestigt, durch den der Ball geschlagen werden musste. Für den Ball gab es verschiedene Gewichtsklassen: 400, 1000, 2000 oder 4000 Gramm. Der Ball musste ohne Hilfe der Hände und Beine gespielt werden (also nur mit Schultern, Brust und Hüfte) - er soll den Weg der Sonne repräsentiert haben. Die Schutzkleidung war aus gehärtetem Leder gefertigt, außerdem trug ein Teil der Spieler zwei verschiedene Schuhe. Einer davon hatte einen Schutz für den Knöchel, damit sich der Spieler beim Hinrutschen zum Ball nicht verletzte. Wenn der Ball ins Aus ging, wurde er mit Hilfe eines Stocks zurück ins Spiel gebracht (man durfte den Ball ja nicht mit Hand oder Fuß berühren). Jede Mannschaft bestand aus fünf und sieben Spielern, die bisweilen auch ungleich aufgeteilt wurden. Man war sich nicht ganz sicher, ob nach dem Spiel der Gewinner oder Verlierer enthauptet wurde - auf jeden Fall sollte es eine Ehre gewesen sein.
Der Spielplatz selbst hatte eine ausgeklügelte Akustik. Man stellte sich jeweils in die mittigen Kopfgebäude und konnte sich so in Ruhe unterhalten, obwohl der andere fast 200 Meter weit entfernt war, ohne dass Drittpersonen die Unterhaltung mitbekamen. Wenn man irgendwo auf dem Platz in die Hände klatschte, erhielt man ein 7-faches Echo, da die Mauern am Rand des Spielfeldes aus sieben verschiedenen Kalk-und Sandsteinen gebaut wurden - eine meisterhafte Konstruktion.

Auf der rechten Seite vor dem Einlaß zum Ballspielplatz fanden wir den Templo de los Jaguares (Jaguartempel). Im seinem Innern befanden sich schöne Wandreliefs. Die Treppe, die links herum zum Tempel hinaufführte, war abgesperrt.
Hinter dem Juego de Pelota stand der Templo del Hombre con Barba (Tempel des bärtigen Mannes).

Wir besuchten noch weitere Bauten in der Tempelstadt wie z.B. die Gräberplattform, die nordöstliche Kolonnade, die skulpierten Säulen und das Nonnenkloster, welches allerdings eher den Zweck eines Zeremonial- und/ oder Verwaltungsortes hatte.

Am Rande Chichén Itzás stand die Pyramide des Hohepriesters, unter der das Grab eines Priesters gefunden wurde. Die Treppen der Pyramide wurden von Schlangen gesäumt. In Innern führte ein vierundzwanzig Meter tiefer Schacht zu den Gräbern hinunter.

Dahinter war der Templo del Venado (Tempel des Hirsches) und die Casa Colorada, das Rote Haus, das nach den roten Fragmenten, die man im Innern fand, benannt wurde. Wahrscheinlich diente es öffentlichen und religiösen Zwecken.

Dann standen wir wieder vor der Kukulcán-Pyramide. Wie gerne wären wir dort hinaufgestiegen, um uns einen Rundumblick zu verschaffen, doch der Pyramidenaufgang war leider bis zum 24.09. gesperrt. Vielleicht hatten wir ja die Möglichkeit, noch einmal hierher zurückzukehren.

Heute war die Tag- und Nachtgleiche, die es nur zweimal pro Jahr gibt - am 21.03. und am 21.09. Erst sah es so aus, als würde das Wetter nicht mitmachen, aber dann konnten wir ein beeindruckendes Schauspiel am späten Nachmittag sehen:  Die 9 Terrassen warfen nach unten wandernde Schatten auf die Seiten der Treppen, und es sah tatsächlich so aus, als wenn die gefiederte Schlange Quetzalcóatl die Treppen hinabstieg!

Zum Abschluß unseres Besuches in Chichén Itzá ließ mein Freund sich als Andenken einen schönen Kettenanhänger aus Silber mit golden Schriftzeichen bzw. -symbolen mit seinem Namen in der Mayasprache anfertigen. Für meinen Namen waren leider nicht alle Mayazeichen vorrätig.

Das war wieder ein sehr erlebnisreicher Tag und nach einem guten Abendessen und einem Spaziergang durch die wunderschön bepflanzte Hotelanlage, u.a. mit einem Pool aus natürlichem Fels, fielen wir müde ins Bett.

Nach einem leckeren Frühstück am anderen Morgen fuhren wir mit dem Bus weiter nach Mérida, wo wir uns einen Wagen ausleihen wollten. Nachdem wir angekommen waren, schauten wir in unseren Reiseführer, um herauszufinden, in welche Richtung wir nun laufen mußten. Die Hauptstadt des Bundesstaates Yucatán hatte, wie so viele lateinamerikanische Städte, ein gitterartiges Straßensystem, in dem die Straßen ganz einfach mit den geraden Zahlen von Nord nach Süd und die mit den ungeraden von Ost nach West verliefen. Dennoch waren wir froh, als wir von einem netten jungen Mann aus einem Touristikbüro zu unserem "Car Rental" geführt wurden. Wir konnten hauptsächlich auf Englisch kommunizieren und suchten uns einen Nissan Tsuru aus, mit dem wir dann quer durch das Land fuhren.

Nach ca. 175 km kamen wir um ca. 22.30 Uhr in Campeche an. Nach 1540 war dies der wichtigste Hafen Yucatáns. Nachdem dieser Ort immer wieder von britischen und niederländischen Seeräubern überfallen wurde, baute man Befestigungsanlagen. Die Stadtmauer wurde weitestgehend abgetragen und zur Pflasterung der Altstadt verwendet. Die Festungen selbst, in denen man heute vorwiegend Museen fand, waren erhalten geblieben.

Da es schon relativ spät und dunkel war, hatten wir nicht mehr viel Zeit, uns ein Zimmer für eine Nacht zu suchen. Wir nahmen das erstbeste... Es war eine Art nachgebaute Kajüte mit sehr hoher Decke. Wir hatten sogar einen „Hubschrauber“ im Zimmer - dieses laute Geräusch wurde von dem Ventilator erzeugt, nachdem wir ihn eingeschaltet hatten - eine Klimaanlage war nicht vorhanden. Außerdem gab es eine Toilettenspülung zum Drehen, was wir hier auch zum ersten Mal sahen.

Wir luden unser Gepäck ab und nahmen auf dem Weg zum Hafen noch einen Mitternachtssnack ein, der aus Maccaroni, Reis mit frittierten Bananen und einer unglaublich scharfen grünen Soße bestand. Normalerweise war das Essen in Mexiko eher mild und kaum gewürzt, es sei denn, man bestellte Gewürze bzw. Soßen extra dazu. Wir gewöhnten uns aber schnell an diese grüne Soße und kamen auf den Geschmack. Endlich mal etwas pikantes.

Die Häuser waren ohne Zwischenräume direkt aneinander gebaut - niemand hätte hier so ohne weiteres abhauen oder sich verstecken können. Wir flanierten noch etwas den Hafen entlang, gingen dann wieder zurück in unser Zimmer und stellen den „Hubschrauber“ ab, wodurch wir dann eine sehr warme Nacht hatten. Nach einem prima Frühstück in dem gleichen Lokal wie am Vorabend brachen wir um ca. 10.30 Uhr nach Palenque auf.

Wir kamen durch schöne Landschaften und überquerten sehr viele Brücken. Nach ein paar Stunden mußten wir tanken und fuhren eine Pemex-Tankstelle an. Diese Zeit nutzte ich, um auf's WC zu gehen. Vor der Tür wurde Toilettenpapier in sehr kleinen Mengen verkauft - zum Glück hatte ich noch Tempos dabei. Als ich dann zurück ans Auto lief, wunderte ich mich warum der Schlüssel auf einmal nicht mehr paßte. Ein Mann in Unterhosen lief auf mich zu und sagte etwas auf Spanisch was ich kaum verstand. Erst dann wurde mir klar, daß ich mich im Wagen geirrt hatte - wir waren wohl nicht die einzigen, die so einen Nissan ausgeliehen hatten. Mein Freund beobachtete dies von weitem und fing an zu lachen. Dabei bemerkte er gar nicht, daß er die falsche WC-Tür für Damen erwischte, woraufhin ich an der Reihe war mit Lachen.

Wir fuhren direkt an der Küste entlang, durch Champotón, dann machten wir eine Pause an einem schönen Strand, den wir wieder ganz für uns alleine hatten. Das war der Vorteil, wenn man in der Nebensaison reiste. Die Küstenstraße führte jetzt zwischen dem Golf von Mexiko und der Laguna de Términos hindurch, wo wir dann in Ciudad del Carmen nach Zacatal übersetzten. Das war vielleicht eine Brücke: Wie bei einer Achterbahn führte sie auf einmal ganz steil nach oben, um dann sofort wieder abzufallen. Wozu dieser Bogen diente fanden wir nicht heraus.

Wieder auf der Landstraße wollten wir eigentlich durch Villahermosa fahren, einer recht modernen Stadt, die hauptsächlich von den Ölfunden im Meer lebt. Leider verfuhren wir uns etwas, so daß wir eine Stunde später als geplant dort hindurchkamen.
Die wenigen Straßen gingen fast alle geradeaus, waren unendlich lang und rechts und links nur Dschungel. Auf einmal rumpelte es - wir fuhren durch ein Schlagloch. Da es bereits früher Abend und nicht mehr ganz so hell war, konnte man die Straßenbeschaffenheit nicht mehr so deutlich von weitem erkennen. Nun tauchten auf der ganzen Straße verteilt Schlaglöcher auf, welche so angeordnet waren, daß man gar nicht die Möglichkeit hatte, sie alle zu umfahren. Sie waren teilweise so tief, daß wir manchmal hofften, unser Nissan würde das alles unbeschadet überstehen, obwohl wir natürlich die Geschwindigkeit stark reduziert hatten. Aber wir mußten ja weiter, um heute noch Palenque zu erreichen.

Dann teilte sich die Straße und wir nahmen die „besser aussehende“. Auf einmal sahen wir vor uns eine Kontrolle - wir mußten bereits die Bundesstaatsgrenze zw. Tabasco und Chiapas erreicht haben. Wir hielten bei den Grenzwachen an, die schon mit angezogenen Maschinengewehren bereitstanden. Es wurde auch hier sehr streng kontrolliert, da überall viele Drogen geschmuggelt wurden. Wir mußten den Kofferraum öffnen, um unser Gepäck kontrollieren zu lassen. Gleich bei der ersten Tasche, die durchwühlt wurde, griff ein Grenzposten in eine Cremedose, die sich geöffnet hatte und verzog das Gesicht. Daraufhin durften wir wieder einsteigen und fuhren weiter Richtung Palenque. Wir befuhren u.a. eine Straße, die von Bananenplantagen gesäumt wurde - kilometerlang nichts als Bananen.

Als wir in Palenque eintrafen war es dunkel, aber wir fanden unser ausgesuchtes Hotel aus dem Reiseführer recht schnell. Es war ein nettes Hotel mit einem herzigen Vorgarten mit kleinen Palmen, Blumenranken, viel Grün, ganz vielen Geckos, einer schönen Laube und Bäumen, die ganz schwarz waren von den vielen Vögeln, die dort ihre Abendlieder sangen.

Am nächsten Morgen erreichten wir die Ruinas von Palenque - diese Ruinenstadt lag auf einer Terrasse an den Hügeln des Hochlandes von Chiapas, durch welches zahlreiche kleine Bäche flossen. Es wurden bisher erst ca. 15% der Bauten freigelegt, der Rest war noch vom Dschungel überwachsen.

Zunächst kamen wir an den Templo de las Inscripciones (Pyramide der Inschriften) mit einer Höhe von 21 Metern. Innen führte eine steile, enge Treppe (die damals leider gesperrt war) bis zum Fundament der Pyramide - zu der Grabkammer von Pacal. Die Grabplatte (das eindrucksvollste Mayarelief, das bisher gefunden wurde) mit den Maßen 3,80 m x 2,20 m, einer Stärke von 25 cm und 9 Tonnen schwer, bedeckte einen gewaltigen Sarkopharg. Diese Grabkammer lag einige Meter unter dem Fundament der eigentlichen Pyramide, die später über dem Grab errichtet wurde.
Archäologen deuteten das Relief der Grabplatte sehr unterschiedlich:
Vom Rachen des Erdungeheuers, über das Lebenskreuz zum Totengott, vom Maisgott Yum Kox bis zum bärtigen Wettergott war alles vertreten. Doch eine Interpretation, an die ich mich jetzt erinnerte, verblüffte und irritierte die Fachwelt gleichermaßen:
E. v. Däniken sah auf der Platte einen Mann in einem Fluggerät sitzen, gerade so wie beim Start einer Shuttle (Raumfähre).
Immerhin sprach man auch von dem Herrscher Pacal, der von der Unterwelt in die Oberwelt "auffuhr". Nur womit war er damals aufgefahren?
Die Hieroglyphen waren teilweise entziffert und wiesen eindeutige Beziehungen zu den Planeten und der Milchstrasse (Zak Beh) auf, dem Wohnort ihrer Götter. Das älteste Datum auf dem Relief ging auf 3000 v.Chr. zurück.
Am Rand der Grabplatte erzählten Hieroglyphen von dem Tod Pacals durch den „heißen Hauch“...

Das zentrale Element war der El Palacio (Palast), der aus einem labyrinthartigen Komplex aus Gängen, Höfen, Kammern und einem viergeschössigen Beobachtungs- oder Wachturm bestand. Zwischendurch machten wir uns an einem kleinen Bach etwas frisch.

Desweiteren besichtigten wir den Templo de la Cruz (Tempel des Kreuzes), den Templo del Sol (Tempel der Sonne) und den Templo de la Cruz Foliada (Tempel des Blattkreuzes), welche alle drei zu der „Kreuzgruppe“ gehörten; und den Tempel des Grafen.

Bei fast jedem Gebäude liefen und sprangen wir etliche hohe Stufen nach oben, schauten in jede Nische und Kammer, sahen uns die manchmal kahlen, manchmal mit schönem Stuck verkleideten Wände an, genossen den wunderbaren Ausblick - so weit das Auge reichte, nur satter grüner Urwald und hier und da ein paar Ruinen, die zwischen den Bäumen herausschauten - und liefen dann die Treppen wieder hinunter.
Seltsamerweise waren nur die Treppen des Templo de la Cruz mit einem Knick nach oben versehen, so daß man beim Hinunterlaufen auf den schmalen und steilen Treppen ein sicheres Gefühl hatte.

Dann mußten wir mal und da keine Toilette in Aussicht war, gingen wir ein Stück weit ins Dickicht. Wir wußten nicht, ob es dort Schlangen und andere Tiere gab, und so waren wir bei jedem Geräusch sehr wachsam. Hier war es wie in der Sauna, aber es tat gut, und wir hatten ja genug zum Trinken dabei.
Wir hörten laute Baumgrillen, sahen Riesenameisen mit Flügeln, viele wunderschöne Schmetterlinge und natürlich wieder überall die Leguane, die recht zahm waren und sich geduldig fotografieren ließen, wenn man ganz langsam näher kam. Süß, wie sie ihre Köpfchen in die Sonne hielten; einer war ziemlich groß mit Zacken auf dem Rücken und kletterte auf einen Baum, um sich dort zu sonnen. Irgendwie war ich richtig glücklich in diesem Dschungel. Leider sahen wir keine Tukane, Papageien und Ozelots, die auch hier leben sollten.

Dann hörte ich ein seltsames Brüllen. Ich ging diesem einige hundert Meter nach, durch ein Stück Dschungel, über eine Hängebrücke aus Holz, die über einem Bach befestigt war, und wieder etliche Stufen hinauf. Das Brüllen wurde lauter und über mir, ganz hoch in einer Baumkrone, konnte ich etwas schwarzes erkennen. Klar, das waren die Brüllaffen, die hier lebten. Sie waren recht groß und ich versuchte, mit ihnen zu kommunizieren und so dicht wie möglich an sie heranzukommen, was aber durch den dicht bewachsenen Urwald nicht ganz leicht war - außerdem konnte ich die Affen nicht einschätzen.

So liefen wir weiter durch dieses romantische Gebiet und kamen an Wasserfällen und anderen kleineren Ruinen vorbei. Eine davon war die Grupo de los Murciélagos (Gruppe der Fledermäuse) - ein Adelsquartier. Auf diesem Rundgang erreichten wir dann das Museum, wo man unter anderem steinerne Reliefplatten anschauen konnte, z.B. die Platte der Sklaven und die Kriegsplatte, auch einige der kostbaren Jade-Objekte und Urnen aus Ton und Stein.

Wir liefen wieder über das ganze Gelände zurück zum Ausgang, wo wir uns Bananen und etwas zu trinken kauften. Um ein Haar wäre mir ein großer Ast auf den Kopf gefallen, der durch die auf den Bäumen kletternden Affen herunterfiel. Bevor dies passierte lief ich instinktiv zwei Schritte weiter - was für ein Glück.
Nun merkten wir wieviel wir an diesem Tag wieder gelaufen sind und waren froh, als wir im Auto saßen.

Wir fuhren gleich weiter, und an der nächsten Grenze zum Bundesstaat Veracruz hatten wir diesmal mehr Glück, denn die bewaffneten Grenzbeamten haben uns durchgewunken.

An einer Mautstelle begegneten wir einem mexikanischen „HB-Männchen“, was ganz aufgeregt mit den Händen fuchtelte und abkassieren wollte, als wir es nach dem richtigen Weg fragten. Er verstand uns wohl nicht, und so nahmen wir vorsichtshalber die andere Straße ohne Gebühr, die kurz vor der Mautstelle abbog. Wie sich herausstellte erwischten wir eine unglaublich schlechte Straße, die teilweise gar nicht ganz fertig gebaut und auch wieder mit Schlaglöchern versehen war. Auch andere Überraschungen wie plötzliche Abzweigungen und Umleitungen tauchten immer mal wieder auf. Wir mußten uns teilweise herantasten, da die Dunkelheit schon wieder hereingebrochen war und beteten, daß das Auto bis zum Schluß durchhielt.

Endlich trafen wir in Catemaco ein und fanden auf Anhieb unser Hotel. Ein sehr netter Portier winkte uns zu einem Parkplatz direkt im Hotelhof. Jetzt war es 2.00 Uhr, wir waren unwahrscheinlich müde und fielen in einem ganz netten Zimmer sofort ins Bett.

Der nächste Tag war wieder sehr schön, wir spazierten an wunderschönen verschiedenfarbigen Blütensträuchern vorbei direkt an den drittgrößten See Mexikos - den Lago de Catemaco. Dort aßen wir vier sehr leckere frische Platanas (Bananen). Beinahe alle zehn Meter stand ein Mexikaner, und jeder wollte uns eine Bootsfahrt auf dem See verkaufen, wo man hauptsächlich die Affeninsel und eine Lagune anschauen konnte.
Stattdessen machten wir einen Stadtrundgang, gingen zum Zócalo und entdeckten eine Cabina de Internet (Internetkabine), in der wir etwas herumsurften. Danach ging es zum Kaffeetrinken in eine kleine Bar.

Als wir uns im Hotelpool, der auf einer Art Dachterrasse angebracht war, erfrischen wollten, mußten wir feststellen, daß dort wahrscheinlich seit einer Ewigkeit niemand mehr gebadet hatte. Er sah sehr verwahrlost aus, und daher ließen wir nur unsere Beine hineinbaumeln. Zum Glück gab es noch eine Dusche.

Am Morgen des 26.09. frühstückten wir sehr gut in unserem Hotel und besuchten nach einem längeren spanischen Informationsaustausch in einem Touristikbüro einen Brujo (Hexer). Die Stadt Catemaco war berühmt für ihre Curanderos (schamanischen Heiler) und Brujos.

Zuerst ließen wir uns einer traditionellen Limpia (Reinigung) unterziehen - im Stehen, mit ausgebreiteten Armen und geschlossenen Augen. Der Hexer brannte in einem abgedunkelten Zimmer ein Gemisch aus Weihrauch, Kopalharz und Myrre ab und strich mit Kräuterbüscheln und/ oder rohen Eiern über den Körper des „Patienten“, während er irgendwelche Worte murmelte, die sich wie Zauberformeln anhörten. Es durfte jeweils nur einer in das dunkle Zimmer und der andere mußte solange warten. Diese Limpia half anscheinend gegen den „bösen Blick“ übel gesonnener Mitmenschen und um die bösen Geister aus dem Körper zu vertreiben. Mit allerlei Kräutern und Zauberpulver für jede Hexerei heilte der Brujo außerdem sämtliche Krankheiten.
Nach der Zeremonie gab er uns noch ein paar Tipps und füllte uns eine Flasche mit einem „Zaubermittel“, mit dem man z.B. Räume oder Gegenstände „reinigen“ konnte, für zuhause ab. Am ersten Freitag im März findet übrigens alljährlich in Catemaco ein großer Hexer- und Heilerkongress statt, der Touristen, Journalisten und Gläubige aus der ganzen Welt anzieht.
Als wir wieder ins Freie traten, fühlten wir uns etwas seltsam, aber dennoch ganz gut und etwas leicht. Vielleicht hatte der Zauber ja schon angefangen zu wirken? Es war auf jeden Fall ganz interessant und auch etwas mystisch.
Meine Kamera haben wir immer wieder mit einem Ventilator getrocknet, und siehe da, sie funktionierte wieder! Allerdings wußte ich, daß ich das Meersalz nie wieder herausbekommen würde.

Um ca. 14.00 Uhr fuhren wir nach Puerto Aristo. Auf der Fahrt dorthin wurde der Himmel ziemlich dunkel, wir erlebten einen ohrenbetäubenden Donner, taghelle Blitze und sintflutartigen Regen. Man konnte fast nichts mehr durch die Windschutzscheibe erkennen. Dann war vor uns ein einheimischer LKW, dem wir ein paar Kilometer folgten. Das Wasser auf der Straße stieg jedoch dermaßen an, so daß wir für eine Weile anhalten mußten. Ein vorbeifahrender LKW schleuderte eine riesige Menge Wasser ans Auto und erwischte meinen Freund, der gerade ausgestiegen war. Daß er dann klatschnaß noch in eine knietiefe Pfütze lief, machte keinen Unterschied mehr.

Als der Regen ein bißchen nachgelassen hatte, fuhren wir weiter und erreichten ca. 22.00 Uhr das kleine verschlafene Hafenstädtchen mit Leuchtturm an der Pazifikküste, parkten am Straßenrand und nahmen erst einmal ein Bad im Pazifik. Das Wasser war auch hier schön warm, aber der Sand war fast schwarz.
Dann schauten wir uns nach einem in unserem Reiseführer beschriebenen Hotel um, was wir aber leider nicht fanden. Wir nahmen gegen 23.50 Uhr ein anderes Zimmer in dem einzigen Hotel, daß noch geöffnet war - allerdings sah es so aus, als hätte dieses kleine Hotel nicht einen einzigen Stern. Das Zimmer hatte einen eigenartigen Geruch, im Bad/ WC mußte man fast seitlich gehen, um zu einer Dusche zu gelangen, die Betten waren schon sehr durchgelegen, es piekste und juckte auf der Haut. In dieser Nacht schliefen wir überhaupt nicht.
Um 7.15 Uhr krähten dann auch noch Hähne und Hunde bellten lautstark. Das reichte und wir standen schnell auf, packten unsere Sachen zusammen und fuhren ein Stück weiter an der Küste entlang.

Als wir den Wagen abstellten und uns auf den Weg zum Strand machten, tauchte wie aus dem Nichts ein offener Militärwagen mit Besatzung auf und "begleitete" uns ein Stück bis wir am Strand waren. Aus Sicherheitsgründen?

Es war unglaublich heiß und wir gingen sofort ins Wasser. Hier gab es super große Wellen. Und wieder trafen wir keine Schildkröten an, die genau an diesem Strand sein sollten - sehr schade. Als wir danach über einem Umweg zum Auto liefen machten wir die Bekanntschaft mit Sandflöhen. Es waren unzählige... sie bedeckten den ganzen Körper und jede einzelne hinterließ brennende juckende rote Pünktchen auf der Haut. Die Sandflöhe waren weder mit Mückenspray noch mit Teebaumöl abzuwehren. Wir sahen ziemlich lustig aus - als hätten wir die Masern bekommen. Gottseidank verschwanden die Pünktchen am nächsten Tag wieder.

Um 14.30 Uhr ging es weiter nach Uxmal. Diese Strecke führte uns durch das Chiapas-Gebirge, ein Teil der Sierra Madre de Chiapas.
Zwischen dem Hochland von Chiapas und der Sierra Madre del Sur befand sich die Landenge Istmo de Tehuantepec, die an ihrer schmalsten Stelle nur ca. 220 km Breite maß. In dieser Landenge lag die geographische Grenze zwischen Nord- und Mittelamerika. Alles, was westlich davon lag, war Nordamerika, alles östlich davon Mittelamerika, da der Isthmus in Nord-Süd-Richtung verläuft. Es gab sowohl Kältezonen in den mehr als 3000 Meter hohen Bergen (der Volcan de Tacana mit 4117 m ist der höchste Punkt) als auch tropisches Klima. Die starken Regenfälle in der warmen Region brachten einen der dichtesten Regenwälder des Landes hervor; außerdem gehörte Chiapas zu den artenreichsten Pflanzen- und Tiergebieten in Mexiko. Hier gab es auch eine Vielzahl von Flüssen, wie z.B. den Grijalva, den Rio Grande de Chiapa, den Usumacinta und den Ostuta.

Es war eine sagenhaft schöne Landschaft, durch die wir fuhren, teilweise eine Art Gras- und Buschsteppe in den höheren Regionen, dann wieder dicht bewachsener Wald. Es ging bergauf, bergab, wieder bergauf, sämtliche Serpentinen entlang, enge, aber sehr gut ausgelegte Kurven. Dann wurde es wie erwartet recht kühl und wir zogen uns wärmere Sachen an. Auf halber Strecke etwa fing es wieder an zu regnen - es war außer- und innerhalb des Autos richtig neblig geworden. Innen deshalb, weil die Klimaanlage zwar kühlen, aber keine warme Luft abgeben konnte. Das war ein halber Blindflug. Während wir ständig die Scheiben von innen wischen mußten, die Fenster halb geöffnet, sahen wir kaum etwas von der Straße, die an einer Seite steil hinabfiel. Wahrscheinlich hätte man dort mit einem Fallschirm herunterspringen können. Zum Anhalten gab es auch keine Möglichkeit.
Plötzlich überholte uns ein Pickup, dem wir dann vertrauensvoll folgten, obwohl wir immer noch fast nichts sahen - außer den Rücklichtern unseres Vordermannes, der sich ziemlich rasch und sicher den Weg durch Regen und Nebel bahnte. Das war wieder einmal Glück im Unglück.

Nach einer unendlich langen Bergauf- und Bergabfahrt erreichten wir wieder eine etwas ebenere Region. Aha, die nächste Kontrolle wartete auf uns. Diesmal wurden der Kofferraum, unsere Taschen und der vordere Teil des Wagens gründlich untersucht. Die Kontrollmänner fanden nichts besonderes und ließen uns weiterfahren, nachdem wir wieder alles aufgeräumt hatten.
Noch immer waren wir in einer malerischen Gegend, als einige reitende Rancheros mit Kühen, Rindern, Schafen, Ziegen und Hunden unseren Weg in einem gemächlichen Tempo kreuzten. Wenig später rannte dann auch noch ein recht großer Affe über die Straße. Man mußte wirklich auf alles gefaßt sein.

Langsam ging die Sonne unter und wir fuhren und fuhren... Nach einer Ruhepause mitten in der Nacht in einem Waldgebiet hielt uns ein Polizeiwagen an. Wir kurbelten die Scheibe herunter und ein Polizist sagte freundlich etwas auf Spanisch. Wir verstanden nicht viel, nutzten aber die Situation und fragten ihn nach dem genauen und kürzesten Weg nach Uxmal. Er holte sogleich eine Karte aus seinem Wagen, erklärte uns alles und wünschte noch eine gute Reise. Wir waren sehr erstaunt, da es mitten in der Nacht war und hatten das Gefühl - auch aufgrund einiger anderer Erlebnisse - daß jeder in Mexiko wußte, wo wir uns gerade aufhielten... Sollten wir uns dadurch sicherer oder ausspioniert fühlen?

Gegen 15.00 Uhr trafen wir dann endlich in Uxmal ein. Das war eine reife Leistung: In ca. 12 Stunden legten wir die Strecke vom Pazifik bis nach Uxmal zurück.

Am Empfang hatten wir eine seltsame Unterhaltung mit einem Herrn, deren Funktion und Nationalität wir nicht richtig zuordnen konnten und der offensichtlich mehrerer Sprachen mächtig war. Nach einer kleinen Preisdiskussion bekamen wir ein Hotelzimmer direkt gegenüber der Ruinen. Eine sehr schöne und gepflegte Hotelanlage mit kleineren Gebäuden, gut ausgestatteten Zimmern mit Veranda, wunderschönem Garten mit Gartenlaube und zwei sauberen Pools.
Wir aßen etwas und badeten im Pool. Danach nahmen wir nach langer Zeit mal wieder ein richtiges Bad, da wir hier eine Badewanne hatten und tranken jeder ein kühles Bier aus der Minibar. Wir setzten uns noch auf die Veranda - dann hörten wir nebenan jemanden pinkeln und eine Spülung. Wir wußten aber, daß sich keine Gäste im Nebenzimmer befanden... Auf einmal kam zwei Zimmer weiter ein mexikanischer Angestellter heraus. Das war schon seltsam. Gab es versteckte Verbindungen zu den einzelnen Zimmern? Wir konnten keine entdecken. Als wir wieder einigermaßen fit waren, betraten wir das Ruinengelände.

Es handelte sich um eine zwischen 800 und 1000 n. Chr. errichtete Stadt, die von den Maya bis zur Eroberung ihres Reiches durch die spanischen Konquistadoren im 16.Jahrhundert bewohnt wurde. Sie wurde im Puuc-Stil errichtet (Puuc kommt aus der Mayasprache und bedeutet Hügel) und bestand aus mehreren Gruppen monumentaler Gebäude, die zusammen eine beeindruckende Einheit ergaben - viereckige, palastartige Gebäude wurden so arrangiert, dass in ihrer Mitte ein großer freier Platz, der so genannte Patio, gebildet wurde.

Die Sound- und Lightshow - übrigens eine der besten der Ruinenstätten - die um 20.00 Uhr bei den Ruinen stattfinden sollte, fiel buchstäblich ins Wasser. Dennoch stiegen wir im Regen mit anderen Besuchern zusammen glitschige Treppen hinauf und stellten uns auf eine Gebäudeplattform, von der aus man die Show im Innenhof mitverfolgen konnte. Da es jedoch immer heftiger regnete, stiegen wir wieder hinab und machten es uns an der halboffenen Bar mit ein paar Tequilas gemütlich.

Es schien, als setzte die Regenzeit dieses Jahr etwas früher ein, dennoch war es meistens schön und immer warm. Es regnete nie sehr lange am Stück.
Wieder im Zimmer wollten wir die Klimaanlage ausprobieren. Nachdem ich sie eingestellt hatte, hörte ich Stimmen im Hintergrund - wie auch immer sie dort hineingelangen mochten...

Morgens, gegen 5.30 Uhr, wurden wir durch einen scharf pfeifenden, extrem lauten Feueralarm geweckt. Da wir weder Feuer noch Rauch sahen, montierten wir das Alarmgerät ab und nahmen die Batterie heraus, da wir noch etwas schlafen wollten. Langsam kam uns alles ein bißchen seltsam vor; wir fanden keine Ruhe mehr und beschlossen, unsere Sachen zu packen und ins Auto zu bringen. Es hatte den Eindruck, als wenn man uns loswerden wollte - warum auch immer.

Komischerweise waren wir außer einem anderen Pärchen die einzigen Gäste in dem relativ noblen Hotel. Es lag direkt neben den Ruinen, und dennoch waren die vielen anderen Besucher irgendwoanders untergebracht.

Zehn Minuten nachdem wir unser Zimmer verlassen hatten, gingen wir zur Rezeption. Der Portier fragte nicht, was wir wollten, er sagte sofort: "Check out - two beers!" Wir waren mehr als erstaunt - das hatten wir nicht erwartet. Er fragte nicht, ob wir noch bleiben wollten, wie es uns gefallen hätte, usw. Beim Frühstück unterhielten wir uns noch etwas über unser „Agententhriller-Hotel“.

Danach gingen wir, diesmal bei wunderbarem Wetter und Tageslicht, wieder zu den Ruinen. Wir stiegen wieder ein paar Treppen hinauf und gelangten zur Pyramide des Zauberers (Pirámide del Adivino), die sich auch der „Tempel der menschlichen Könige“ nannte, welche Erde, Himmel und Unterwelt verbanden und den Menschen ihren Platz im Kosmos zuwiesen.
Diese Pyramide hatte eine ovale Grundfläche, eine Höhe von 38 Metern und besaß 5, zum Teil aus früheren Perioden, überbaute Tempel (wobei "Uxmal" eigentlich soviel wie "3x erbaut" bedeutete). Sehr steile Treppen führten an zwei Seiten hinauf, die man leider nicht betreten durfte. Die komplette westliche Treppe war mit Steinmasken des Regengottes Chaac verziert. Eine Legende erzählt, daß ein Zwerg, Sohn einer Zauberin, die Pyramide in einer Nacht erbaute...

Dann kamen wir zum Nonnenviereck (Cuadrángulo de las Monjas). Man vermutete, daß dort das ewige Feuer der Göttin Vesta Tag und Nacht durch Priesterinnen bewacht wurde. Auch hier waren die Fassaden kunstvoll mit großen Masken des Chaac und der gefiederten Schlange verziert. Das Nonnenviereck war an allen vier Seiten von Palästen umgeben (die Ecken waren jeweils offen). Wir gingen durch einen Torbogen, an deren Decke sich ein brauner Handabdruck befand. Wir erfuhren erst später, daß dies der original Handabdruck des Maya-Erbauers gewesen war.

Nun liefen wir direkt auf den Juego de Pelota zu - auch hier gab es diesen Ballspielplatz.

Wie auch in Chichén Itzá entdeckten wir hier eine Plataforma de los Jaguares (Jaguarplattform), die Grupo de las Columnas (Säulengruppe) und eine andere große Pyramide, von der bisher nur eine Seite freigelegt und rekonstruiert wurde. Wir stiegen auch hier wieder die sehr steilen Treppen hinauf und hatten einen fantastischen Blick über den Urwald und das gesamte Gelände von Uxmal.

Desweiteren sahen wir den Templo Sur (Südtempel), nördlich der Casa de las Palomas (Taubenhaus) den Cuadrángulo del Cementerio (Tempel des Friedhofs) und die Casa de las Tortugas (Schildkrötenhaus), deren Dachfries mit Schildkröten verziert war - die Schildkröten standen bei den Maya in enger Verbindung mit Regen und daher auch mit dem Regengott Chaac.
Das waren übrigens die einzigen Schildkröten, die wir in Mexiko sahen.

Daneben stand der Palacio del Gobernador (Palast des Gouverneurs) - dessen Name auch von spanischen Entdeckern stammte - mit 11 Eingängen, einer Länge von 100 Metern und einem schönen Fries aus Masken und Kreuzornamenten.

Während unserer Ruinenerkundung sahen wir immer wieder Leguane und sehr viele farbenprächtige Schmetterlinge. In der Eingangshalle schrieben wir noch ein paar Ansichtskarten.
Um 17.45 Uhr verließen wir Uxmal. Wir mußten unbedingt noch einmal nach Chichén Itzá, da wir letztes Mal ja nicht auf die Kukulcán-Pyramide steigen konnten. Wir fuhren durch etliche kleine Dörfer, die nicht auf unserer Karte eingezeichnet waren und mußten daher ab und zu auf Spanisch nach dem Weg fragen. Hier konnte wirklich niemand Englisch. Es war sowieso empfehlenswert, in Mexiko ein paar Brocken Spanisch zu sprechen, denn Englisch war hier nicht unbedingt so beliebt - vor allem fernab der Touristenzentren. Seltsamerweise sagten die Einheimischen meistens „todo derecho“ - alles geradeaus... Wir waren ziemlich verunsichert, dennoch fanden wir den richten Weg. Dann bewegte sich mitten auf der Straße etwas schwarzes - eine Schlange, die wir umfahren mußten.

Um ca. 21.30 Uhr trafen wir an dem gleichen Hotel, in dem wir vor ein paar Tagen übernachtet hatten, ein. Trotz der (viel zu kalten) Klimaanlage waren unsere Beine am nächsten Morgen zerstochen - vielleicht lag es aber auch an der Riesenspinne, die auf einmal in unserem Zimmer auftauchte und langsam Richtung Tür stolzierte...

Endlich konnten wir heute auf die große Pyramide klettern - von dort oben hatte man einen wunderschönen Blick auf Chichén Itzá. Leider war der Seiteneingang unten an der Pyramide zugesperrt, durch den ich eigentlich ins Innere gelangen wollte. Manchmal gab es Führungen durch diesen Seiteneingang, was aber ausgerechnet heute nicht der Fall war. Daher suchte ich oben einen Eingang, der ins Innere führte - und fand ihn auch... ein Gitter mit einem Schloß lag auf diesem Einstieg... womit auch dieser Eingang ins Innere leider verschlossen blieb... Eines Tages würde ich mir zu gerne die inneren Gänge, den Jaguar mit seinen Jadeaugen, usw. anschauen!

Ich sprach noch mit einem Angestellten der Anlage, der uns anbot, in seiner Pension in einem Nachbarort zu wohnen, um dann nochmal am Tag der Führung durch den Seiteneingang zur Pyramide zurückzukehren. Doch soviel Zeit hatten wir leider nicht mehr und fuhren wieder Richtung Tulum.
Wir erwischten wieder einmal unglaublich schlechte Straßen – das waren keine Schlaglöcher mehr - das waren Krater! Aber unser Nissan hielt das scheinbar alles sehr gut aus.

In Tulum kamen wir diesmal in einem anderen Hotel unter. Das Zimmer war so là là, in der Nähe des Eingangs, und wir hatten eine sehr laute Nacht - die Menschen schienen überhaupt nicht müde zu werden und machten Musik bis in die frühen Morgenstunden. In so einem Fall sollte man besser mitfeiern als versuchen zu schlafen.
Unser Desayuno (Frühstück), das wir gegenüber einnahmen, schmeckte uns wieder sehr gut - es gab sowohl warme als auch kalte Speisen.

Danach hatten wir vor, die Muyil Ruins mitten im Urwald (Teil eines Biosphärenreservates) zu besichtigen. Dieses lag 25 km südlich von Tulum und direkt an der Straße 307, die Cancún mit Chetumal verband. Muyil war vermutlich von 300 bis 1550 bewohnt.

Als wir dort eintrafen sahen wir zunächst überhaupt nichts. Nahe des Eingangs befanden sich mehrere meterhohe Steinhügel, aber es war nicht wirklich etwas zu erkennen. Wir liefen den für Besucher vorgeschriebenen Weg entlang und kamen zur Hauptpyramide (Castillo), welche ungefähr 18 m hoch war. Man konnte nicht bis zur oberen Plattform steigen, da ein Teil abgebrochen war. Auf der Rückseite konnte man in einen Tempelraum blicken, der mit Reliefs, die ähnlich wie Enten aussahen, verziert war.

Wir wollten noch mehr entdecken und nahmen einen „Weg“, der immer mehr ins Dickicht des Urwaldes hineinführte und jetzt eher aussah wie ein Dschungelpfad. Dann gab es keinen Weg mehr und wir wußten, daß wir uns verlaufen hatten. Um uns herum waren nur noch Bäume, Schlingpflanzen, farnartige Riesengewächse und unwahrscheinlich viele Mücken oder Moskitos. Entfernt hörten wir Tierrufe, unsere Kleidung klebte durch die feuchtheiße Luft am Körper, und wir versuchten irgendwie weiterzulaufen, nur wußten wir nicht in welche Richtung. Wie durch einen Zufall tauchte vor uns ein größerer, sonnengelber Schmetterling auf. Er flog um uns herum und dann immer dicht vor uns im Zickzack, als wollte er uns den Weg zeigen. So liefen wir eine Weile weiter, immer diesem schönen Schmetterling hinterher.

Und tatsächlich - vor uns tauchte eine kleine, niedrige Pyramide auf. Ich wollte mich bei dem gelben Schmetterling „bedanken“, aber er war verschwunden... Die Eingänge der Minipyramide waren so klein, daß wir uns ziemlich bücken mußten, um hineinsehen zu können. Die meisten Pyramideneingänge, die wir bisher sahen, waren klein, aber diese hier... wir malten uns sehr kleine Menschen aus, aber vielleicht diente dieser Bau auch etwas anderem.

Dahinter sahen wir wieder einen Weg, der Richtung Ausgang führen mußte. Diesen schlugen wir ein und kamen noch vereinzelt an kleineren Tempeln und einer Plattform vorbei. Dann waren wir wieder am Castillo und machten noch ein paar Aufnahmen. Die Mücken begleiteten uns immer noch. Ein größerer Vogel schrie ziemlich laut über uns, doch wir konnten ihn aufgrund des dichten Blattwerks nicht fotografieren.

Vom Castillo aus führte eine ungewöhnlich gut erhaltene alte Mayastraße (Sacbé) zu den wenige hundert Meter östlich befindlichen Trümmern eines kleinen Tempels. Hätten wir vorhin doch lieber diese Sacbé benutzt.

Ein weiterer, wunderschöner Weg, teilweise mit Holzbrettern unterlegt, führte uns durch den anderen Abschnitt des Biosphärenreservates. Wir sahen verschiedene Vogelarten, kamen an Mangroven vorbei, kletterten auf einen „Hochstand“ und konnten so eine Lagune überblicken. Auf dem Rückweg kamen wir noch einmal an den Ruinentrümmern nahe des Ausgangs vorbei.

Nun waren wir mit unserer Besichtigung und dem „Dschungeltrip“ fertig und fuhren zurück nach Cancún. Es fing heftig an zu regnen und das Wasser auf der Straße stieg rasch an. Wir kamen in die Zona Hotelera, eine mehrere km lange Hotelmeile, die außerhalb von Cancún lag. Hier gab es sämtliche namhafte, weltbekannte Hotels bzw. Hotelketten. Ein Hotel, das wir uns ausgesucht hatten, konnten wir leider nicht erreichen, da aufgrund des mittlerweile entstandenen Hochwassers einzelne Straßen gesperrt werden mußten.

Wir hielten irgendwo an, da wir Hunger hatten und liefen, so wie wir gerade waren, durchgeschwitzt vom Dschungeltrip, mit in alle Richtungen stehenden Haaren, Urwaldklamotten und mittlerweile auch noch naß vom Regen, in ein sehr nobles italienisches Restaurant. Es war ein bißchen peinlich und wir hofften, daß wir überhaupt dort hineingelassen würden. Um so überraschter waren wir, als wir galant empfangen wurden, uns ins Gästebuch eintragen durften und während des überaus guten Abendessens sehr zuvorkommend bedient wurden. Was für gegensätzliche Orte, erst der Dschungel, dann das Nobelrestaurant!

Da immer noch einige Straßen gesperrt waren, kehrten wir zu unserem ersten Hotel in Cancún zurück. Wir erfuhren, daß ein Zimmer nun doppelt so teuer war als vor zwei Wochen. Das lag daran, daß wir den ersten Aufenthalt über das Internet gebucht und somit 50% Rabatt erhalten hatten.
Also suchten wir nach einer günstigeren Übernachtungsmöglichkeit und fanden ein paar Straßen weiter ein nettes Hotel.

Am nächsten Morgen schien die Sonne wieder und wir fuhren durch die Stadt. Leider ging bald wieder ein sintflutartiger Regen los, es stürmte, auf den Straßen bildeten sich ganze Seen, es gab kein Durchkommen mehr, und wir mußten unser Auto abstellen und sind erst einmal sitzengeblieben. Das wurde uns aber irgendwann zu dumm, wir stiegen aus und liefen über die Straße - dabei waren wir teilweise bis über die Knie im Wasser! Das spielte keine Rolle mehr, denn von oben her waren wir ja bereits klitschnaß. Wir entdeckten einen Pizzahut und machten eine Pause, um uns etwas „antrocknen“ zu lassen. Zum Glück war es warm.

Am nächsten Vormittag gingen wir durch die restlichen, aber immer noch hohen Straßenteiche zur Lavandería, einer Wäscherei, um dort ein paar Kleidungsstücke reinigen zu lassen.
Heute wollten wir unseren Leihwagen wieder nach Mérida zurückbringen.

Auf dem Weg dorthin machten wir noch einmal in Chichén Itzá halt, um einen Maya-Anhänger mit meinem Namen anfertigen zu lassen. Diesmal hatte der Juwelier alle Buchstaben bzw. Maya-Symbole für meinen Namen vorrätig, und ich war glücklich, daß ich nun auch so ein schönes Andenken hatte. Dann aßen wir dort zu mittag. Wir bestellten Pizza medium - und bekamen jeder eine wagenradgroße Pizza! Dazu tranken wir eine große Piña Colada.

Gut gestärkt fuhren wir weiter nach Mérida und brachten „unseren“ Nissan, der unglaublich viel aushalten mußte, wieder zurück. Der Autovermieter meinte, der Wagen sei in einem guten Zustand und staunte nicht schlecht, als er die von uns gefahrenen Kilometer notierte: irgendetwas zw. 4000 und 5000 km - und das in 11 Tagen!
Wir wurden zum Camionera, einer Art Busbahnhof gefahren und von dort aus ging es wieder nach Cancún. Der Bus hielt gegen 1.10 Uhr nur drei Blocks von unserem Hotel entfernt.

Am 4.10. bestätigten wir unseren Rückflug, holten die Sachen aus der Wäscherei, gingen kurz in ein Internetcafé und kauften etwas ein. Dann fragte ich in einem Agencia Viaje (Reisebüro) noch einmal nach der Kukulcán-Pyramide und die damit zusammenhängenden Führungen. Mich ließ einfach der Gedanke an die inneren Gänge nicht in Ruhe. Ich bekam die Auskunft, daß der kleine Seiteneingang nur noch ab und zu geöffnet und der obere „Einstieg“ schon seit Jahren gesperrt wäre. Der äußere Aufstieg wäre evtl. bald gar nicht mehr möglich. Na, da hatten wir ja noch Glück gehabt.
Vor dem Reisebüro wartete ein kleines mexikanisches Mädchen auf uns und gab uns lächelnd unsere Einkaufstüte, die wir in einem Shop vergessen hatten. War das lieb!

Wir fuhren mit dem Bus noch einmal in die Zona Hotelera. Dort schlenderten wir durch amerikanische Shops wie z.B. Disney World. Wir setzten uns in ein Café und bestellten Cappuccino. Als der Kellner die Getränke brachte, stellte er ein dunkelbraunes Kästchen mit auf den Tisch. Wir staunten nicht schlecht, als er es öffnete und uns die verschiedenen Zuckersorten erklärte. Auf den ersten Blick sah es nach etwas anderem aus...

Am 5.10. regnete es wieder und wir fuhren mit dem Bus nach Playa del Carmen. Von dort aus ging es mit einer Personenfähre zur Isla Cozumel, der größten Insel Mexikos in der mexikanischen Karibik. Hier gab es unterirdische Flüsse mit weit verzweigten Höhlensystemen in paradiesischen Tauchgebieten, ungefähr vierzig verschiedene Riffe verteilten sich um die Insel, u.a. auch das weltweit zweitlängste Korallenriff, das Arrecife Coralino Maya.

Nach anderthalbstündigem Fußmarsch in Richtung Chakanaab, dem Naturpark, entschieden wir uns doch für ein Taxi, da die Strecke länger war, als wir vermutet hatten.
Der Park bestand u.a. aus einer Lagune mit kristallklarem Wasser, in der man tropische Fische beobachten konnte, einem wunderschönen Naturgebiet, in dem man auf schmalen Pfaden spazieren gehen und die einheimischen Pflanzen und einige Vogelarten studieren konnte.

Desweiteren liefen wir in der archäologischen Zone durch ein nachgebautes Mayadorf mit kleinen Häusern und Artefakten. Es gab über 50 Kopien der berühmtesten Statuen und Ruinen der früheren Zivilisationen (z.B. Mayas, Tolteken und Azteken). Schildkröten trafen wir leider wieder keine an - nicht eine einzige in unserem gesamten Mexiko-Urlaub. Am Strand setzten wir uns zu zweit auf eine Liege unter Palmen mit Blick durch den Regen auf's Meer - es war fast menschenleer, bis auf ein paar Schnorchler im Wasser. Im gesamten Chakanaab-Gebiet konnte man noch deutlich die Spuren des letzten Hurricanes sehen. Nachdem wir eine Kleinigkeit gegessen und zwei T-Shirts als Andenken gekauft hatten (eines mit Schildkröte!) fuhren wir mit der Fähre gegen 20.00 Uhr zurück auf's Festland.

An unserem letzten Tag, dem 6.10., frühstückten wir neben unserem Hotel und machten noch einige Besorgungen. Die Sonne schien heute wieder - rechtzeitig zu unserem Abflug. Wir tranken noch zwei leckere Tequila Sunrise in einer Straßenbar und waren beide ziemlich traurig, daß wir schon wieder zurückfliegen mußten. Ich machte noch ein Foto von meinem Freund und dem fröhlichen Barkeeper, der beinahe zwei Köpfe kleiner war.

Gerne wären wir noch in diesem sehr schönen, vielseitigen Land mit den meistens lieben und sehr hilfsbereiten Menschen geblieben. Mir standen die Tränen in den Augen. Wie schnell waren doch die drei Wochen vorbeigegangen.

Nun mußten wir aber los. Ein Bus brachte uns ca. 13.00 Uhr an den Aeropuerto. Kurz vor dem Abflug konnte man sehen wie sich das nächste Unwetter näherte, was dann den Hurricane „Stan“ mit sich brachte. Wir hatten gerade noch Glück, konnten um 15.45 Uhr starten und flogen mit 909 km/h über N.Y., Atlanta, Halifax. Dann gab es Turbulenzen beim Essen, die sich um ca. 21.20 Uhr wiederholten. Nach dem Atlantik überflogen wir u.a. Limerick, Celtic Sea, Aberystwyth, Cardiff und landeten am anderen Tag um 9.00 Uhr in München.

Ich war immer noch ziemlich traurig und wäre am liebsten gleich wieder zurückgeflogen. Mexiko ist wirklich ein faszinierendes Land, das ich wieder einmal besuchen möchte, um noch mehr davon kennenzulernen.

Vielleicht hat Euch unsere Geschichte gefallen und wir sehen uns irgendwann einmal in Mexiko!

Hasta la vista!